Zuletzt aktualisiert: 2. März 2020

Daunen sind als Füllmaterial zweifellos ein Alleskönner. Doch für die komfortablen Daunenprodukte müssen Enten und Gänse oft einen hohen Preis zahlen: Beim Lebendrupf wird den lebendigen Tieren das Gefieder einfach herausgerissen.

Doch was sagen Gütesiegel wie Global Traceable Down Standard oder Responsible Down Standard wirklich aus und worauf solltest du achten, wenn dir die Tiere am Herzen liegt?

Was sind Daunen?

Daunen sind die unterste Federschicht von Gänsen und Enten. Sie sind aufgrund ihrer ausgezeichneten Wärme- und Klimaeigenschaften ein sehr beliebtes Füllmaterial für (Outdoor-)Kleidung, Schlafsäcke und Bettwaren.

Leider gibt es in punkto Daunenfüllung aber einen ganz gewaltigen Haken: Tierschutz wird – zumindest außerhalb von Europa – in vielen Fällen mit Füßen getreten.

Gänse im Gras

Achte beim Kauf auf bestimmte Details – dann kannst du Daunenprodukte mit gutem Gewissen verwenden. (Foto: PIRO4D / pixabay.com)

Lebendrupf für Daunenprodukte

Lebendrupf ist in der Daunengewinnung außerhalb der Europäischen Union leider nach wie vor eine häufig eingesetzte Methode. Dabei werden die Tiere gepackt, auf den Kopf gedreht und bei vollem Bewusstsein gerupft. Die blutigen Wunden, die bei diesem brutalen Vorgang entstehen, werden anschließend schnell mit Nadel und Faden vernäht.

Bereits die Tatsache, dass lebendigen Tieren ihre natürliche Behaarung einfach ausgerissen wird, ist grauenvoll. Doch damit nicht genug: Da es sich um Akkordarbeit handelt, werden die Tiere äußerst grob behandelt. Enormer Stress, Knochenbrüche und Wundinfektionen sind beim Lebendrupf an der Tagesordnung.

Das Leid der Tiere endet erst mit dem Tod. Denn Gänse, denen trotz hoher Stressbelastung doch noch Federn nachwachsen, werden ein weiteres Mal gerupft. Alternativ wird ihnen über einen Schlauch so viel Maisbrei eingeflößt, dass ihre Leber sich auf das Zehnfache vergrößert und die sogenannte Stopfleber (Foie Gras) als Delikatesse verkauft werden kann.

Anhand all dieser Faktoren fragst du dich nun vielleicht, ob es denn überhaupt Daunenprodukte gibt, die du noch guten Gewissens kaufen kannst. Die Antwort? Ja – sofern du die folgenden Punkte berücksichtigst.

Worauf achten?

Kein Tier sollte leiden müssen, nur damit wir uns wortwörtlich mit seinen Federn schmücken können. Investiere daher lieber etwas Zeit in die Suche nach einem vertretbaren Daunenprodukt. So funktioniert’s:

Begriffe kennen

Bei der Herkunft von Daunen kommt es nicht nur darauf an, Lebendrupf zu boykottieren. Auch das sogenannte Raufen solltest du nicht unterstützen. Denn dabei werden zwar theoretisch nur Federn „abgestreift“, die den Tieren während der Mauser ohnehin ausfallen würden. In der Realität ist aber in Massentierhaltung die Wahrscheinlichkeit, dass Federn zu früh und grob ausgerissen wurden, viel zu hoch. Daher sollten Daunen grundsätzlich nur von bereits geschlachteten Tieren aus der Lebensmittelproduktion stammen.

An Gütesiegeln orientieren

Viele Hersteller von Daunenprodukten haben sich mittlerweile dem Tierschutz verschrieben und entsprechende Zertifikate entwickelt. Die wichtigsten davon sind:

  • Responsible Down Standard (RDS)

Der RDS wurde von The Northface initiiert und wird heute auch von Marken wie Mammut, Jack Wolfskin, Deuter, Salewa, Columbia oder Hess-Natur berücksichtigt. Das Zertifikat verlangt gute Haltebedingungen und verbietet Lebendrupf, Raufen und Zwangsfütterung. Kontrollen finden angekündigt und unangekündigt statt.

  • Global Traceable Down Standard (Global TDS)

Ursprünglich entwickelt von Patagonia, ist dieses Gütesiegel mittlerweile zu einer globalen Auszeichnung geworden. Wie auch der RDS verbietet der Global TDS Zwangsfüttern, Lebendrupf und Raufen, schließt jedoch zudem eine Kontrolle der Elterntiere mit ein und ist damit noch etwas strikter.

  • Traumpass

Der Traumpass wird vom Verband der deutschen Daunen- und Federnindustrie (VDFI) vergeben und verlangt ebenfalls den Verzicht auf Lebendrupf. Die einzelnen Produkte haben eine individuelle Prüfziffer eingenäht, anhand derer genau die Herkunft und Haltebedingungen der Daunenfüllung nachverfolgt werden könnte.

Diese drei Gütesiegel gehören zu den wichtigsten, was Tierschutz bei Daunenhandel betrifft. Mit einem der Zertifikate steigt die Wahrscheinlichkeit einer vertretbaren Produktion deutlich.

Genau nachhaken

Je mehr dir ein Händler über die Herkunft der Produktbestandteile sagen kann, desto besser. Allerdings ist es auch unwahrscheinlich, dass VerkäuferInnen im Laden allzu genau über die Herstellungsbedingungen Bescheid wissen.

Wenn also der Händler selbst nur vage Auskunft gibt, kannst du dich zumindest im Bereich Bettwaren beim Verband der Europäischen Bettfedern- und Bettwarenindustrie erkundigen, wo es Daunenprodukte gibt, die garantiert ohne Lebendrupf oder Raufen entstanden sind.

Realistisch bleiben

Eine Daunenjacke kann noch so viele Siegel tragen, letztendlich musst klar sein: Was du über das Produkt weißt, beruht auf Vertrauen zum Händler. Schwarze Schafe gibt es immer, und aus diesem Grund solltest du um Daunenware, die zu sehr billigen Preisen und unter dubiosen Versprechungen verkauft wird, einen großen Bogen machen.

Allerdings gilt ebenfalls: Der Preis allein ist keine Garantie für gute Produktionsbedingungen. Skandale gibt es immer wieder, denn leider bestehen europa- und weltweit keine einheitlichen Richtlinien bezüglich Tierschutz in der Daunengewinnung. Gütesiegel wie der RDS sind ein guter Anhaltspunkt, realistisch betrachtet gibt es aber – fast – keine hundertprozentige Garantie.

Unbedenkliche Daunen wählen

Eine große Ausnahme bilden Eiderdaunen. Denn die Eiderente steht unter Artenschutz, sodass ihre Federn nur per Hand aufgesammelt werden dürfen, sobald sie ausgefallen sind. Bei einer Eiderdaunen-Füllung kannst du also tatsächlich sicher sein: Diese Federn hat die Ente freiwillig abgegeben. Das mühsame Aufsammeln und der spärliche Ertrag bedeuten aber auch, dass Eiderdaunen einen stolzen Preis haben.

Letztendlich sind Daunen eine heikle Angelegenheit, denn mit Ausnahme von Eiderdaunen können wir nie selbst beurteilen, unter welchen Bedingungen die Federn gewonnen werden. Hier müssen wir auf die Händlerangaben und Gütesiegel vertrauen – oder auf pflanzliche Fasern umsteigen, für die garantiert kein Tier Haare lassen musste.

Bildquelle: unsplash.com / DAVIDCOHEN

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